Nicht barhuf laufen tut weh - laufen auf kranken Hufen tut weh ! Die meisten Hufe haben eine gezerrte Lamellenschicht. (”weisse Linie”)! Die meisten dieser gezerrten Lamellenschichten sind mechanisch durch zu langen Tragrandüberstand und dadurch entstehende Helebkräfte verursacht. Sehr breit auseinander gezerrte Lamellenschichten vor allem im Zehenbereich ist meist ein Anzeichen von Hufrehe, bei der sich die Lamellenschicht derart getrennt hat (oft verbunden mit massiven Einblutungen), dass sich die Wand vom Hufbein getrennt hat und von der Hufbeinkontur weg nach vorne driftet - das Hufbein gilt dann als rotiert. Röntgenbilder zeigen das Ausmaß! Sehr wichtig für die bearbeitung sind aussagekräftige Röntgenbilder, damit man das Maß der Rotation und der evtl. stattgefundenen Hufbeinabsenkung genau weiß. Es gilt dann, die Ursache zu finden und abzustellen. Hufrehe hat vielfältige Ursachen, wenn man die Ursache findet, und sie konsequent abstellt, kann man mit angepasster Barhufbearbeitung in Verbindung mit vorübergehender spezieller Polsterung den Huf wieder in seine physiologische (also natürlich- gesunde) Form bringen. Es gibt aber auch mechanisch herbeigeführte Hufrehe, mechanisch herbeigeführte Hufbeinabsenkung, die ihren Anfang finden bei leichten zerrungen der Lamellenschicht. je intakter die Lamellenschicht ist, desto höher sitzt in der Regel das Hufbein in der Hufkapsel, desto mehr natürliche Sohlenwölbung kann der Huf zeigen und desto weniger fühlig läuft das Pferd. Pferde mit ganz intakter, gesunder Lamellenschicht laufen meist (wenn auch der Strahl usw. gesund ist) ohne zu zögern in allen Gangarten über wirklich jeden Boden. Nun aber zur Blickschulung. Wir arbeiten uns von sehr krankhaften Lamellenschicht-Trennungen an Hufrehehufen über immer weniger getrennte Lamellenschichten bis zu den typischen Hufen mit wenig Lamellenschichttrennungen vor. Alle hier gezeigten Lamellenschichten sind aber mehr oder weniger stark gezerrt und auseinander getrennt. Hufrehe-Lamellenschicht: Deutlich zu sehen die Einblutungen und auch die dunklen, von Bakterien zersetzten Lamellenbereiche. Die grün-blaue Farbe ist ein Desinfektionsmittel, mit dem die Besitzer die Bakterien bekämpfen. Zweites Beispiel: Dieses Pferd hatte angeblich nie einen Reheschub, aber langjährig Eisen, weil es barhuf nicht laufen konnte. Nach diversen Hufgeschwüren, Klinikaufenthalten und diversen orthopädischen Spezialbeschlägen hatte es extreme Zwanghufe (Trachtenzwang, eingerollte Trachten und Seitenwände), massiv unterentwickeltem dünnen, pilzigen Strahl, aber hauptsächlich wurde sie auf langen Tragrand gestellt, was lange Trachten und noch viel längere Zehenwand zur Folge hatte. Es hatte allerdings die typischen EMS- verdächtigen Fettpolster, kann sich also zusätzlich zur mechanischen Zerreissung der Zehenlamellenschicht auch eine stoffwechselbedingte latente Hufrehe im Pferd befinden. Strikte Ernährungsumstellung und angepasste Barhufbearbeitung lassen die Hufwand nun von oben gerade herunterwachsen. Die unglaublich vielen Einblutungen sind als Hufgeschwür rausgekommen, nun wächst der Huf in Ruhe gesund. Die Hälfte ist fast schon neu und gerade heruntergewachsen.   Blau: Fäulnis in Lamellenschicht, wo das Sohlengeschwür sich durch die getrennte Lamellenschicht den Weg nach oben zum Kronrand gefressen hat. Grün: Getrennte Lamellenschicht zwischen Sohlenrand und Wandhorn. Beispiel 3: Kaltbluthuf, abenteuerlich bearbeitet, im Zehenbereich und Seitenwand-bereich getrennte Lamellenschicht. Gerade schwere Rassen können mit Tragrand-überstand nur mit Zerrungen der Lamellenschicht reagieren. Sehr häufig bei Kaltblütern und Co sind daher unerkannte Hufbein- absenkungen durch schiefe Wände. Dadurch hält sich hartnäckig das Vorurteil, Kaltblüter bräuchten unbedingt Hufeisen! Nein, sie brauchen einen gesunden Barhuf, dann laufen auch Kaltis mit ihren dicken Wänden und hartem Horn über jeden Boden! Beispiel 4 (jetzt eigentlich ganz normale Hufe, die trotzdem eine getrennte Lamellenschicht haben!) Durch die weggehebelten Wände und die dadurch auseinander gezerrte Lamellenschicht ist das Hufbein näher am Boden und die Sohle kann keine starke Sohlenwölbung aufweisen. Fühligkeit ist die Folge, das Pferd merkt Steinchen, die es nicht fühlen müsste, wenn die Lamellenschicht intakt und gesund wäre. Beispiel 5: Hier sehen wir einen langjährigen Barhuf, der immer gut im Gelände lief, nur eben auf Schotter und Steinchen fühlig, das Pferd sucht dann den Grünstreifen. Was ist mit der Lamellenschicht?  Gesund und intakt? NEIN! Wenn auch nicht stark, sie ist auseinander gezogen und dadurch hat das Hufbein nicht so viel Halt und Höhe, die es eigentlich haben könnte. Im Detail sieht man es hier: Als komplette Sohlenansicht sieht das dann so aus: Man beachte den unterentwickelten, kranken, kleinen Strahl! Seitenperspektive dieses Hufes, die verbreiterte Lamellenschicht passt “perfekt” zum Abstand zwischen der tatsächlichen Zehenwand (rot) und der, wie sie gerne unten ankommen möchte (gelb).